Ein junges Paar eröffnet ein neues Restaurant am Marktplatz
von Katharina Thölken
Alte Rebe – unter diesem Namen kommt frischer Wind in Remagens gastronomische Landschaft. Und dieses „frisch“ ist in mehrfacher Hinsicht wörtlich zu verstehen.
Frisch eröffnet wurde das Restaurant in der Kirchstraße 4, wo ehemals das Weinhaus Grüner Kranz war, am 20. Februar und erstrahlt im neuen Glanz. Mit grauen Stofftapeten, fliederfarbener Wandfarbe, dunklen Holztischen und violett gepolsterten Armlehnstühlen bietet es eine einladende moderne Atmosphäre, die gleichzeitig Wärme und Gemütlichkeit ausstrahlt. Hier kann man sich zurücklehnen und bei einem guten Tropfen den Abend genießen. Der Name ist Programm, denn die neuen Inhaber Michael Kröner und Tanja Wolff verstehen sich auf Weine. Die gelernte Restaurantfachfrau will ihre Gäste sowohl mit offenen als auch mit besonderen Flaschenweinen verwöhnen. Die Inspiration für den Namen kam von der Traube auf der Fassade des wunderschönen alten Hauses am Marktplatz.
Frisch ist selbstverständlich auch das, was Kröner für seine Gästen kreiert. Der Koch kommt aus dem renommierten Düsseldorfer Hummerstübchen, das mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet wurde. Damit das Preis-Leistungsverhältnis stimmt, verzichtet er zwar auf die Sterne, nicht aber auf die erlesene Qualität seiner Speisen.“Er ist ein Perfektionist!“, sagt die Frau an seiner Seite, „Nie würde er etwas rausschicken, was er nicht selber essen würde.“ Dabei ist er wie alle Perfektionisten überaus selbstkritisch. Wenn sie sagt, es ist super, sucht er noch nach dem letzten Pfiff beim Würzen.
Als frisch gebackene Restaurantbesitzer machen sich die beiden sympathischen jungen Menschen zum ersten Mal in ihrem Leben selbstständig und erzählen von ihrer Suche nach einem geeigneten Lokal, der Aufregung, als sie es fanden, von Ambiente und Deko, die zum Verweilen einladen, von der Verwirklichung ihres Traums, den auftauchenden Existenzängsten, der Vorfreude und gegenseitigen Unterstützung.
Während sie so erzählen… Ach was! Während sie so schwärmen, sitze ich da, schaue in ihre strahlenden Augen und denke an das, was Journalisten über die Generation Y schrieben. Als „Generation Weichei“ bezeichnete sie Bettina Weiguny in der FAZ online und gleich drei Autoren fassten auf Zeit online die Ziele der Um-die-Dreißigjährigen so zusammen: „Die Neuen wollen Spaß haben, schnell vorwärtskommen und dabei weniger Zeit in ihrem Job verbringen. Und nebenbei wollen sie auch noch die Welt retten.“
Wenn das stimmt, scheine ich hier wahre Exoten ihrer Generation vor mir zu haben. Nicht, dass sie keinen Spaß haben wollen, nur scheinen sie den fast ausschließlich in ihrer Arbeit zu finden. Auf die Frage, was sie in ihrer Freizeit machen, antworten sie unisono: „Andere Restaurants besuchen.“ So viel Enthusiasmus für den Beruf wird verständlicher, wenn man die Lebensgeschichte der beiden hört. Kröner wuchs in Kaiserlautern als Wirtssohn auf und stand schon früh – nicht selten alleine – hinter Tresen und Herd. Der Hang zur Gastronomie liegt in der Familie. Nicht nur die eigenen Eltern, auch Großvater und Onkel besaßen Kneipe und Restaurant. Üble Erfahrungen in der Küche, wo er seine Lehre begann, brachten ihn schon früh zu der Überzeugung: „Das will und kann ich besser machen!“ Für Tanja Wolff war nach einem Schulpraktikum in einem Restaurant klar: „Das will ich!“ Als sie dann, ebenfalls im Hummerstübchen, ihre Leidenschaft für gute Weine entdeckte, gab es für sie fortan nur zwei Dinge, die in ihrem Berufsleben zählten: bester Service und beste Weine. Pardon! Drei Dinge, denn der beste Mann dazu darf nicht fehlen. Michael und sie machten ihre Lehre zur gleichen Zeit im gleichen Haus und sind seitdem überzeugt, dass sie miteinander ihren gemeinsamen Lebenstraum verwirklichen werden. In den acht Jahren, die beide in dem Düsseldorfer Starlokal arbeiteten, haben sie so viel Erfahrung gesammelt, dass sie sich bestens für das Wagnis eines eigenen Restaurants gerüstet fühlen.
Offenheit und Ehrlichkeit sind die Eigenschaften, die beide als unerlässlich für gute Gastronomen ansehen. „Tanja ist sehr authentisch, fürsorglich, ein herzensguter Mensch, der immer ein offenes Ohr hat“, beschreibt Michael Kröner seine Lebensgefährtin, der bei seinen Worten die Tränen in die Augen schießen. „Und emotional“ ergänzt sie und revanchiert sich: „Michael ist grandios in seiner Arbeit, eher der bodenständige, ruhige Typ, der sich voll identifiziert mit dem, was er tut. Wir ergänzen uns perfekt.“
„Und wie sind Sie nach Remagen gekommen?“, will ich wissen, denn Düsseldorf ist eine Stadt, in der die Szene, das kulturelle und gesellschaftliche Leben in ganz anderer Weise als hier pulsiert. „Wir haben die Anzeige für dieses Restaurant entdeckt und uns sofort verliebt. Für uns ist es auch ein Schritt wieder in die alte Heimat Rheinland-Pfalz, der wir uns sehr verbunden fühlen.“ Nun wollen sie die Remagener mit einem bezahlbaren gutbürgerlichen Mittagessen und einer gehobenen Abendküche überzeugen.
Wir wünschen viel Glück und allen Gästen bon appétit!